Mastenwald in der Bucht von Le Marin. Das ist aber nur ein Bruchteil dessen, was weiter rechts in der weitläufigen Bucht an Bojen vertäut ist.
Die Marina von Le Marin ist gemessen an der Zahl der Bojenlieger recht klein und knallvoll. Obendrein haben hier Yachthersteller ihren Ausstellungshafen für die Karibik. Die weltgrößte Produktion an Yachten kommt aus Frankreich, und die Franzosen haben hier ja nun ein Heimspiel.
Zuerst wollen wir unseren mitgebrachten Müll loswerden. Damit haben wir extra bis hier gewartet, weil wir auf ein funktionierendes Mülltrennungssystem hoffen. Wir folgen gleich am Dinghi-Dock Schildern mit der Aufschrift "Garbage", also nach rechts. Rechts befindet sich ein holzverkleideter Container, der eine Segelschule beherbergt. Müllcontainer? Keine Spur. Wir gehen weiter, finden ein weiteres Schild. Das zeigt wieder nach rechts. Also noch weiter. Und noch weiter. Und dann, wenn du denkst, es kommt nur noch Gebüsch hinter dem großen Marinagebäude, dann, ja dann findest du einen großen Platz mit verschiedenen Mülltrennungscontainern. Na also.
Das Marinagebäude ist eine Shopping Mall mit Läden, Bars und Restaurants. Gar nicht so einfach, darin die Hafenmeisterei zu finden. Kein Wunder, ist auch im ersten Stock, und dann noch mit einer Treppe um die Ecke. Es dauert bestimmt eine Viertelstunde des Herumirrens, bis wir den Zugang gefunden haben. Das Prozedere ist denkbar einfach. Eine sehr freundliche Dame weist auf drei Computer. Dort gibt es eine Eingabemaske, in die jeder Neuankömmling seine Schiffs- und Mannschaftsdaten eingibt. Zum Schluss des Vorgangs fragt der Bildschirm: "Jetzt drucken?" Jau, bitte. Ich blicke mich suchend um, sehe aber keinen Drucker. Nein, nein, die sympathische Dame mit der modischen roten Brille zeigt auf einen Drucker hinter dem Schalter. Sie holt den Ausdruck von dort, vergleicht kurz mit unseren Pässen und den Schiffspapieren, Stempel drauf, bitte fünf Euro und - fertig! Das ging ja mal schnell. Nun ja, ist eben Europa.
Wir sehen uns noch ein bisschen um. Die gut besuchten Bars in der ersten Reihe bieten Cocktails und Snacks an. Happy Hour ist aber erst am Nachmittag. Die Preise sind - nun ja - auch europäisch. Da verzichten wir lieber, ist auch gesünder. Stattdessen suchen wir den Supermarkt auf, der gleich hinter einem Parkplatz liegt. Und auch darin ist die Welt wieder in europäischer Ordnung: Reichhaltige Auswahl an Obst und Gemüse und allem anderen, was das Herz begehrt. Wir füllen unseren Wagen, müssen aber wieder aufpassen, dass wir das alles in unseren Einkaufstaschen und Rucksäcken unterbringen können. Klappt aber. Glücklich ziehen wir von dannen, rein ins Dinghi und ab an Bord.
Nächster Punkt auf der Liste: Wäsche waschen. Bei unserer Begutachtung der Shopping Mall haben wir schon den Waschsalon gefunden, war allerdings wieder nicht ganz einfach. An Bord suchen wir alles zu Reinigende zusammen. Unser Wäschesack ist prall gefüllt und sauschwer, zusätzlich haben wir noch einen Eimer voll. Oder waren es sogar zwei? Weiß ich nicht mehr. Schließlich war unser letzter Waschtag in Las Palmas auf Gran Canaria. Wir nehmen dann auch eine von den groooßen Waschmaschinen. Die Bedienung des Bezahlautomaten bereitet uns etwas Kopfzerbrechen, aber glücklicherweise gibt es einen Mann, der sich auskennt. Bediensteter oder Chef? Keine Ahnung, ist auch egal, Hauptsache kompetent.
Während unsere Waschmaschine läuft, nutzen wir die Wartezeit für einen Bummel durch die Shops. Merle möchte sich einen neuen Bikini leisten, denn die mitgebrachten sind zum Teil schon arg verschlissen. Wie das bei weiblichem Shopping so üblich ist, steht Mann im Laden rum und wartet vor der Anprobekabine. Na, denke ich mir, schaue ich doch auch mal nach Badehosen. Im ersten Laden, der im Preisniveau ganz angenehm erscheint, werden wir allerdings nicht fündig. Im übernächsten entscheidet sich Merle für etwas leuchtend neon-hellrotes, was ihr ausgezeichnet steht. Bei mir wird es eine Badeshorts in kräftigem Orange. Knallige Farbe für einen Senior...
Wer sich bis hierher fragt, wo denn eigentlich die Fotos von diesem Tag bleiben, hat völlig Recht. Wir haben schlicht und ergreifend keine gemacht. Furchtbar, diese Textwüste, für heutige Mediennutzungsgewohnheiten eigentlich ein No Go. Aber da muss der geneigte Leser jetzt mal durch. Apropos, paradox ist, wenn... man sagt, Anglizismen in der deutschen Sprache sind ein klares No Go. Kicher.
Zurück zum Waschsalon schichten wir unseren Wäscheberg in den groooßen Trockner um. Wieder ist uns der Eingeweihte behilflich, denn wir können überhaupt nicht einschätzen, wie lange der Trockner für "schranktrocken" brauchen wird.
Nächste Wartezeit: Wir schauen uns um, wo wir etwas Essbares zu uns nehmen können. Zweite Reihe ist günstiger, also einmal über die Straße, und richtig: Dort gibt es kleine Snackbars mit akzeptablem Preisniveau. Nur leider ist es mitten am Nachmittag und geschlossen, was uns zusagt. Und was offen ist, sagt uns nicht zu. Wieder nix.
Zurück im Waschsalon kommt nach dem Waschen das Legen. Soll ja nicht gleich wieder knittern, was schön glatt aus dem Trockner kommt. Wir verpacken alles in mitgebrachte Eimer und Wannen und ziehen von dannen. Reim dich oder ich fress dich.
Schwer bepackt kommen wir zurück an Bord, immer darauf bedacht, das frisch Gewaschene nicht mit Salzwasserspritzern zu verunzieren. Nach diesem arbeitsreichen Orga-Tag hängt uns der Magen nun wirklich in den Kniekehlen. Das übliche Spielchen beginnt: Google Maps nach nächstgelegenen Restaurants befragen und Bewertungen vergleichen. Obendrein Öffnungszeiten berücksichtigen. Der durchschnittliche Franzose gibt für Essen etwa 50 Prozent seines Einkommens aus, der Deutsche nur weniger als 30. Bei den Ausgaben für Wohnen ist es umgekehrt. Demzufolge sind die Restaurantpreise hier auch eher gehoben. Wir entscheiden uns für einen asiatischen Take away. Rein ins Schlauchboot und hin, schließlich wird es in einer halben Stunde dunkel.